Häufigkeit und Verlauf der Zwangsstörung

Häufigkeit der Zwangsstörung

Die Häufigkeit von Zwangsstörungen – auch Zwangserkrankungen genannt –  ist lange Zeit unterschätzt worden. In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass etwas über 2 Prozent der gesamten Bevölkerung irgendwann im Leben unter ausgeprägten Zwängen leiden; dieser Wert ist international betrachtet gleich. Frauen und Männer sind in etwa gleich betroffen.

Verlauf der Zwangsstörung

Zwänge können bereits im Kindesalter auftreten, verschwinden aber dann auch wieder nach einigen Wochen bis Monaten. Dieses Durchgangsstadium ist sehr häufig – man schätzt, dass ca. ein Drittel aller Kinder davon betroffen ist (z.B Angewohnheiten wie nicht auf Ritzen von Pflastersteinen treten etc.). Allerdings muss man festhalten, dass ein gutes Fünftel aller Zwangsstörungen des Erwachsenenalters bereits im Kindes- oder Jugendalter begonnen hat, dass es bei diesen Betroffenen also kein vorübergehendes Phänomen war. Ganz allgemein sind die Symptome bis zum 35. Lebensjahr voll ausgeprägt, Neuerkrankungen über 50 Jahren kommen offenbar nicht vor.

Was den Verlauf der Zwangsstörung betrifft, so kann der Beginn entweder schleichend oder akut sein, letzteres oft nach einem belastenden Ereignis wie dem Tod eines Angehörigen. Der weitere Verlauf ist in bei den meisten Fällen überwiegend chronisch (!), seltener beobachtet man episodisch auftretende Verläufe, spontanes Verschwinden der Symptome kommt zwar vor, ist aber eher selten. Der überwiegend chronische Verlauf deutet schon darauf hin, dass Betroffene mit einer Behandlung nicht zu lange warten sollten.
Die Realität bei diesem letzten Punkt ist aber eine erschreckend andere: Eine ganze Reihe von Studien hat übereinstimmend herausgefunden, dass 7 bis 10 Jahre nach dem Ausbruch der Zwangsstörung vergehen, bis die Betroffenen eine angemessene Behandlung aufsuchen. Dies liegt nicht etwa daran, dass sie erst zu diesem Zeitpunkt die Wahrheit über ihre Diagnose und über die zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten erhalten, sondern überwiegend daran, dass sie Probleme haben, sich zu „outen“, also sich mit ihrem Problem in die Betreuung eines Arztes oder Psychologen zu begeben. Diese schamvolle Zurückhaltung ist aber auch teilweise verständlich: Viele Betroffene haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Mitmenschen wenig Verständnis für ihre Probleme zeigen, sie eher in der Ecke der psychotischen Erkrankungen sehen und oft geringschätzig behandeln. Es ist allerdings festzuhalten, dass diese negativen Einstellungsmuster durch konsequente Aufklärungsarbeit (u.a. durch die DGZ) seit Mitte der 90er Jahre doch erheblich verbessert wurden.