Regeln für Selbsthilfegruppen
Wie viele Regeln braucht eine Selbsthilfegruppe?
Voraussetzung einer fruchtbaren Zusammenarbeit in Selbsthilfegruppen ist die Einhaltung gewisser Regeln.
Je intensiver die Gruppe Probleme bearbeitet und je mehr sich die einzelnen Teilnehmer öffnen, umso notwendiger sind klare Regeln – wie beispielsweise keine Informationen an Außenstehende weiterzugeben – zum Schutz der einzelnen Betroffenen. Um Enttäuschungen und Konflikte zu vermeiden sollte die Gruppe daher so früh wie möglich klären, welche Ziele sie verfolgen möchte. Wichtig ist, dass möglichst alle Gruppenmitglieder die aufgestellten Regeln und Ziele unterstützen.
Nützliche Regeln für Selbsthilfegruppen
- Pünktlichkeit aller Teilnehmer, damit der Gruppenablauf nicht gestört wird
- Feste Zeit und Treffpunkt, damit sich die Betroffenen wirklich auf die Gruppe verlassen können
- Offenheit und Ehrlichkeit, damit anstehende Probleme ernsthaft und konstruktiv besprochen und bearbeitet werden können
- Verschwiegenheit als Schutz des Einzelnen, damit Außenstehende keine intimen Informationen der Gruppenteilnehmer erhalten
- Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen, damit sich jeder in der Gruppe frei äußern kann. Bei persönlichen Erfahrungen und Ansichten gibt es kein “richtig” oder “falsch”
- Ich-Botschaften (“ich möchte” – statt “man könnte” oder “wir könnten”), damit die einzelnen Gruppenmitglieder lernen, Verantwortung für ihren Standpunkt zu übernehmen und diesen gegebenenfalls auch verteidigen
- Pro Sitzung nur ein Hauptthema, damit ein Problem wirklich konzentriert und bis zum Ende besprochen wird. Nach einer Stunde intensiven Arbeitens lässt die Konzentration massiv nach. Wenn viele Themen nur kurz angeschnitten werden, gibt es oft bei keinem ein brauchbares Ergebnis
- Es hat sich bewährt einen Emailverteiler anzulegen, um die Gruppe über Termine und wichtige Infos zu benachrichtigen
- Einmal im Jahr sollten die Gruppenregeln im gemeinsamen Gespräch überprüft werden
Probleme lassen sich nicht im Schongang lösen
Selbsthilfegruppen sollten möglichst Erfolgs- und Lösungsorientiert arbeiten. Idealerweise motivieren sich die Gruppenteilnehmer zu entsprechenden Veränderungen und gehen kein stillschweigendes Bündnis zur gegenseitigen Schonung ein. Für die Betroffenen ist es zunächst einmal sehr wichtig, dass ihnen die anderen aufmerksam zuhören und das Problem nachvollziehen können. Das schweißt die Gruppe enger zusammen und fördert das gegenseitige Vertrauen. Dann ist es aber mindestens ebenso so wichtig, dass die vorgetragenen Probleme in einem zweiten Schritt von der Gruppe eingehend analysiert und gemeinsam geeignete Lösungsschritte erarbeitet werden. Das hilft den Betroffenen und macht zudem auch die anderen Gruppenteilnehmer zuversichtlicher, dass eigene – möglicherweise ähnlich gelagerte – Probleme gelöst werden können.
Veränderungen kosten grundsätzlich viel Zeit und Kraft. Umso wichtiger ist es, dass die Gruppe an diesem Prozess Anteil nimmt und immer mal wieder nach dem aktuellen Stand fragt. Gerade dann, wenn die Umstellungen Wochen oder sogar Monate dauern und die Betroffenen immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen haben.
Um eine Überforderung der Gruppe zu vermeiden, ist eine realistische Zielsetzung unerlässlich. In den Sitzungen kann nicht die komplette Lebensgeschichte der Teilnehmer bewältigt werden. Zu viele Probleme auf einmal überfordern und lähmen die Zuhörer. Aus diesem Grund ist es besser, umfangreiche Probleme in mehrere kleinere Einheiten zu zerlegen und diese dann nach und nach zu besprechen.