hallo, ich bin dein zwang

(von Brian)

hallo,
ich bin dein zwang.

du magst mich nicht, ich weiß.
das stört mich aber nicht.
ich bin immer satt bei dir geworden.

all die vielen jahre, wo du nichts gemacht hast.
die diskussionen mit deinen eltern, da kann ich nur drüber lachen.

und dann die therapien.
ich mag gespräche.
da steh ich endlich mal im mittelpunkt.

analyse ist auch toll. da wird über meine jugend geredet,
wie ich dich kennengelernt habe.

ich kann mich noch erinnern, es war so schön.

böse bin ich wegen neulich.
als du zu dieser frau gegangen bist,
die mich gar nicht hören wollte,
die gar nicht wissen wollte, wer ich eigentlich bin.

mach das nie mehr!

ich habe das recht, überall vorgestellt zu werden!
schließlich habe ich die entscheidende rolle in deinem leben gespielt.
zumindest in den letzten jahren!

wenn du mich wegen dieser verhaltenstherapeutin verlässt,
lasse ich mir was anderes einfallen!
oder ich such mir einen, der mich wirklich mag!

Gespür im Zwangsleben

(von Christine)

GESPÜR IM ZWANGSLEBEN
ANGST

Die Augen sehen, die Atmung funktioniert
ich fühle mich wie einbetoniert.

GEDANKEN
Nur der Zwang existiert im Kopf,
ich verziehe keine Miene
bin ferngesteuert, wie auf einer Schiene.

STOP
ich bleibe stehen
nichts geht mehr
wie ich es hasse.

BEFREIUNG
ich will frei sein, hole Luft,
atme den Zwang aus mir raus
mit der Angst ist es jetzt aus,
es ist mir wieder gelungen,
ich habe mich durchgerungen.

VORWÄRTS
ich kann wieder gehen
ich will mehr
was ich jetzt alles zulasse!

GESPÜR
der Körper, das Gesicht sind entspannt,
fast hätte ich es nicht erkannt,
wie angenehm es sich anfühlt,
ich schmunzle
endlich kein Zweifel und Chaos, was mich sonst so aufwühlt.

GENUSS
da ist es,
Leichtigkeit macht sich im Körper breit.
Ich lache und genieße,
diesmal war der Schritt zum Ziel nicht mehr so weit.

VERTRAUEN
Sich selbst vertrauen
Sich selbst vertrauen lernen
Sein Selbstvertrauen studieren
Sein Selbstvertrauen ausprobieren
Das Vertrauen von selbst kommen lassen
Das Vertrauen ist da – von selbst – kann es kaum fassen
Mein Mut zum Trauen verweilt von selbst
Mein Mut zum Trauen hat mich geheilt, fast von selbst.

Gelbe Trauer

(von schean)

Trägt meine Trauer gelb?
Verstecke ich das graue Kleid,
meine Seele
und blühe in grellen Farben,
die das Grau bedecken,
um es zu verdecken,
vor euch,
die ihr um meine Zweifel nicht wisst?
Die ihr sie nicht erkennt,
meine Angst?
Die ihr sie abtut,
als sei sie ein verfliegendes Etwas
und lieber das Gras beobachtet,
bis die Zeit meiner Seele Grau vertreibt.
Die Zeit heilt nicht,
sie fliegt.
Und ich trage gelb.

GEDANKENWELTEN

(von Gabriele Raubart)

Zwei Welten in meinen Gedanken.
Eine für die da draussen
und eine in meinen inneren Schranken.
Für letztere gibt es kein außen.

Ein fröhlicher Mensch, der
gut gelaunt über vieles lacht,
der sich anscheinend um das Wesen der Welt
nur wenig glorreiche Gedanken macht.

Doch drinnen im eigenen Haus,
im Wirrwarr und Chaos des eigenen Empfindens,
da sieht die Realität ganz anders aus.
Und es fällt verdammt schwer, beide Wahrheiten
miteinander zu (ver-)binden.

Zu leicht fällt der Rückzug in den Schein,
wo man glücklich und frei ein Mensch sein kann.
Dabei vergisst man im wahren Leben zu sein,
und hält seine Wünsche und Träume im Bann.

Die Sehnsucht jedoch, beide Welten zu einen,
die Freiheit zu haben, so zu sein wie man ist,
die bringt einen oft zum Verzweifeln und Weinen,
weil man niemals seine wahre Natur vergisst.

Unruhe, die einen treibt Tag und Nacht,
so sehr man sich auch nach Ruhe sehnt,
Jedes einzelne Tun wird mit Sorgfalt bedacht,
man sich vermeintlich im Frieden wähnt.

Trotzdem:

So wunderlich es scheint,
der Wille zurück zum eigenen Ich,
der… Außen – und Innenwelt vereint,
dieser Wille, er ist ewiglich.

Es gibt kein Zurück, nur den Blick nach vorn,
aus dem Hier und Jetzt etwas Neues zu schaffen,
was einen antreibt, ist ein wütender Zorn,
und man lernt zu gebrauchen die eigenen Waffen.

Die ersten mutigen Schritte,
auf einem langen und beschwerlichen Weg,
sind holprig, man kommt aus dem Tritte,
doch dann stellt man fest, dass es geht.

Zwei Welten in meinen Gedanken,
die möchte ich leben ohne störende Schranken,
Eine Welt, wie sie MIR gefällt,
die bau’ ich mir auf und vertraue dann darauf!

Gedanken …

(von Gira-Mend)

Ich hasse meine Haut
sie reißt ein
wie meine Meinung
wie mein Wille
sie wird zerkratzt
wie meine Gefühle
wie mein Wille
Ich will raus aus dieser Haut
versuche mich zu befreien
es geht nicht
sie ist da
sie hält mich fest
meine Haut
sie blutet
vor Schmerz
vor Angst
Mein Leben wegwerfen?
Nein
etwas hält mich fest
Meine Haut?
Mein Zwang?
Nein
Mein Wissen
das ich frei sein müsste
ich werde nur..
..festgehalten.

Gebet

(von Maggie)

Lieber Herr,
Du bist kein Automat, den man nur füttern muss und ich bekomme die Ware.
Du musst nicht jeden Wunsch erfüllen.
Es ist ja schon eine Gnade, wenn ich mein Wort an dich richten kann,
Wenn es dich erreicht.
Du bist still und leise, darum muss ich mich vor dem Gebet erst einmal sammeln.
Das tue ich jetzt, und ich möchte dir schreiben.
Ich komme nicht mit diversen Bitten, sondern erst einmal danke ich dir.
Für alles –
Für mein Handicap, das mich lehrt, geduldig zu tragen –
Für meine seelische Krankheit, die mich hinter die Dinge sehen lässt –
Für die Freude, die ich an meiner schönen Wohnung habe –
Für das tägliche Brot –
Für die Freunde und Helfer –
Für die Verwandten –
Für deine Liebe fortwährend.
Ich danke dir.